Erster Grüner Kinoabend im CineStar Stralsund voller Erfolg

"Offenes Rasiermesser" - Sondervorführung des preisgekrönten Films „Kriegerin“ in Anwesenheit der Hauptdarstellerin

26.11.12 –

An zwei Tagen zeigte das Stralsunder CineStar-Kino den mehrfach preisgekrönten Spielfilm „Kriegerin“ des Regisseurs David Wnendt. Zu der Sondervorstellung auf Initiative des Grünen Landtagsabgeordneten Jürgen Suhr war die Hauptdarstellerin Alina Levshin angereist, die für ihre eindrucksvolle schauspielerische Leistung unter anderem einen Bambi und den Deutschen Filmpreis "Lola" für die "Beste weibliche Hauptrolle" erhielt. Auch Medien von der Süddeutschen Zeitung („die beste deutsche Schauspielerleistung, die seit Langem auf der Leinwand zu sehen war“) bis zum Rolling Stone („Der beste deutsche Film seit Jahren“) hoben die Arbeit hervor.

Der Film handelt von der 20jährigen rechtsradikalen Marisa, die durch ihre Welt rast wie ein offenes Rasiermesser. Sie hasst Ausländer, Politiker, die Polizei und alle anderen, denen sie die Schuld daran gibt, dass ihr Freund Sandro im Knast sitzt und dass alles um sie herum den Bach runter geht.

Die 1984 in Odessa geborene Schauspielerin, die als Sechsjährige mit ihren Eltern aus der damals noch zur Sowjetunion gehörenden Ukraine nach Berlin kam, spielt die Rolle überaus intensiv und eindringlich. Der Film sei „sehr nahe an der Realität und stellt die Parallelwelt dar, in der sich diese Menschen bewegen“, lobten daher Tatiana Volkmann und Frauke Schüler vom Stralsunder „Regionalzentrum für demokratische Kultur“ in der anschließenden Diskussion. Den Fachfrauen gefiel zudem, dass Kleidung und Musik der rechten Szene lediglich nachempfunden worden seien, damit der Film nicht von jener vereinnahmt werden könne.

Regisseur Wnendt, der vollständig ohne Zeigefinger auskommt, nähert sich dem Problem aus der sozialen Perspektive und „zeigt anschaulich gebrochene Kinderbiographien und daraus resultierende Handlungen fehlender Wertschätzung der Akteure füreinander“, die sich ganz in eine Welt von Aggression und Hass zurückzögen, so Volkmann. „Wenn es dann in Richtung Ausstieg geht, bricht diese Welt zusammen“.

Ob es Reaktionen von Rechtsextremisten gegeben habe, interessierte das Publikum. In ihren offiziellen Verlautbarungen lehne die rechte Szene den Film ab, „aber es haben ihn alle gesehen“, weiß Alina Levshin, die wegen ihrer realitätstüchtigen Arbeit sogar Facebook-Freundschaftsanfragen von Rechten erhielt.

Weil der Film in Bitterfeld sowie in der Anfangs- und Schluss-Sequenz in Prora auf Rügen gedreht wurde, legte eine Zuschauerin Wert auf die Feststellung, „dass es sich nicht allein um ein ostdeutsches Phänomen handelt“. Auf die Frage nach politischen Gegenstrategien hoffte Suhr, der „das zweifelhafte Vergnügen“ hat, im Landtag neben NPD-Chef Pastörs zu sitzen, „dass dieser Abend vielleicht ein Beitrag war“.

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Stralsund | Vorpommern-Rügen