Pressemitteilung von Kreistags- und Bürgerschaftsfraktion zu den Bauernprotesten gegen den Insektenschutz

12.02.21 –

 

Der Bauernverband und die Initiative „Land schafft Verbindung“ haben am vergangenen Dienstag zu einem Aktionstag aufgerufen und sich gegen das geplante Insektenschutzgesetz gewandt. In Stralsund demonstrierten zahlreiche Landwirt*innen und waren dem Aufruf gefolgt. Zu der Demonstration und den in diesem Rahmen vorgetragenen Forderungen nehmen wir wie folgt Stellung:

Die Landwirtschaft ist existenziell auf ein funktionierendes Ökosystem angewiesen. Für stabile Ernten braucht sie verlässliche klimatische Bedingungen, einen guten Boden und Insekten, die die Bestäubung übernehmen. Wir brauchen eine Landwirtschaft, die uns dabei hilft, vielfältige Kulturlandschaften und sauberes Wasser zu erhalten.

Auch die Landwirtinnen sollten daher mit großer Besorgnis beobachten, dass in den vergangenen 15 Jahren in manchen Regionen Deutschlands die Biomasse der Fluginsekten um bis zu 80 Prozent zurückgegangen ist.  Auch in Mecklenburg-Vorpommern sind in diesem Zeitraum Rückgänge von 40 - 50 % zu verzeichnen. Wer diese Entwicklung verkennt, der hat nicht verstanden, dass damit vor allem den Landwirt*innen selbst elementare Bestandteile ihrer Lebens- und Bewirtschaftungsgrundlagen entzogen werden.

Eine Landwirtschaftspolitik, die zum Arten- und Insektensterben wie auch zu Dumpingpreisen und immer größerer Industrialisierung führt, ist falsch und muss nachhaltig korrigiert werden. Bäuerinnen und Bauern müssen wieder faire Preise bekommen, um so zu Partner*innen im Bereich Tierschutz, Klimaschutz und Naturschutz werden zu können.

Der Vorsitzende des Umweltausschusses im Kreistag Vorpommern-Rügen, Dirk Niehaus dazu: „Wir stehen oft mehr an der Seite der Bauern und Bäuerinnen, als sie es manchmal wahrnehmen, so zum Beispiel beim Thema „Benachteiligung deutscher Bäuer*innen gegenüber anderen EU Ländern“. Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam in einen Dialog eintreten, statt immer wieder die Verbotsecke zu bemühen und grüne Politik anzuprangern.“

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen in der Stralsunder Bürgerschaft, Josefine Kümpers: „Es gibt Landwirt*innen, die noch immer die industrielle Landwirtschaft als einzige Bewirtschaftungsform sehen und dabei die existierende Alternative des Ökolandbaus unerwähnt lassen oder gar negieren. So kann es nicht weiter gehen! Sie verkennen, dass die Landwirtschaft im Umbruch ist, es nachhaltige Landnutzungssysteme gibt und wir an einer echten Agrarwende nicht vorbeikommen. Dazu gehört der Erhalt der Artenvielfalt durch eine vielfältige und lebendige Kulturlandschaft ebenso, wie die dringend gebotene Senkung des Pestizideinsatzes und ein deutlicher Ausbau des Ökolandbaus.“

 

Quellennachweis: Insektenatlas der Heinrich-Böll-Stiftung

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